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Interview mit Core: Endlich alle Fragen stellen, die ihr schon immer wissen wolltet

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Interview mit Core: Endlich alle Fragen stellen, die ihr schon immer wissen wolltet

Kerninterview Abdeckung - Ruben
Begleite uns zu einem aufschlussreichen Gespräch mit Phil Janke und Frank Ilfrich von Core, in dem wir tief in die Welt des Kitesurfens eintauchen. Vom Wandel im Kitedesign bis hin zur komplexen Herausforderung, die Bedürfnisse von Profis und Anfängern zu erfüllen, gibt dieses exklusive Interview Einblicke in die innovativen Prozesse und visionären Ideen bei Core. Entdecke, wie diese Insider die dynamische Landschaft des Kitesurfens navigieren, technisches Können mit Praktikabilität verbinden und wie ihre Leidenschaft die Zukunft des Sports prägt.

Interview mit Core: Endlich alle Fragen stellen, die ihr schon immer wissen wolltet

Du fragst, wir antworten:

Phil Janke und Frank Ilfrich haben sich die Zeit genommen, uns alle Antworten auf die Fragen zu geben, die ihr uns immer wieder stellt. Wir freuen uns sehr, euch ein exklusives Interview mit zwei Internen von Core präsentieren zu können.

Phil Janke: Vermarkter bei Core

Phil Jankes Weg bei Core ist ein Beweis für sein Engagement und seine Liebe zum Sport. "Seit Beginn meiner Tätigkeit arbeite ich eng mit Frank zusammen", erzählt er. Sein Marketingansatz ist erfrischend, ehrlich und realitätsnah. "Wir möchten keine unrealistischen Erwartungen wecken, die wir mit unseren Produkten nicht erfüllen können. Stattdessen identifizieren wir uns stark mit unseren Produkten und versuchen, diese Identität nach außen zu tragen.", erklärt Phil. Diese Philosophie ist nicht nur eine Strategie, sie erfüllt auch seinen Job. "Diese Ehrlichkeit im Marketing, verbunden mit Leidenschaft und Freude am Produkt, macht meine Arbeit besonders erfüllend.", fügt er hinzu.

Frank Ilfrich: Ein Design-Visionär

Frank Ilfrichs Rolle bei Core ist von zentraler Bedeutung. Als führender Kite- und Wing-Designer hat er maßgeblich an der Gestaltung der Produkte mitgewirkt, die Kitesurfer weltweit lieben und denen sie vertrauen. Seine Erfahrung seit 1999 gibt ihm eine einzigartige Perspektive auf die Entwicklung des Sports. "Ich selbst kite seit 1999, bin also seit den Anfängen dabei!", sagt Frank und seine Augen leuchten in den Erinnerungen an all die Jahre, in denen er diesen Sport mitgestalten durfte.

Ein Blick in Cores Inneres

In der dynamischen Welt des Kitesurfens ist Innovation nicht nur ein Modewort, sondern die Essenz des Überlebens und des Erfolgs. Core, ein Name, der in der Kitesurfing-Community für Qualität und Innovation steht, ist ein Vorreiter in diesem sich ständig weiterentwickelnden Sport. Unser ausführliches Gespräch mit Phil Janke und Frank Ilfrich enthüllt die komplizierten Prozesse und visionären Ideen, die hinter dieser führenden Marke stehen.

Frank lächelt wissend, als wir ihn nach den neuesten Entwicklungen bei Core fragen, um den visionären Prozess bei Core besser zu verstehen. "In Bezug auf zukünftige Produkte können wir natürlich keine genauen Informationen preisgeben", beginnt er und weckt damit die Neugier aller Kitesurfing-Enthusiasten. Aber er versichert schnell, dass Core immer einen Schritt voraus ist. "Allerdings kann ich berichten, dass wir den Markt sehr genau beobachten. Jetzt war auch gerade wieder „King of the Air“, wo es viel Spannendes zu sehen gab", verrät er. Die Verbindung zwischen Core und seinen Teamridern sowie die Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Konsumenten sind von entscheidender Bedeutung. "Die Kunst dabei ist es, die Schnittmenge möglichst hochzuhalten, ein Produkt auf den Markt zu bringen, welches den Profi ebenso zufriedenstellt wie den Einsteiger", erklärt Frank. Diese Ausgewogenheit ist für die etablierten Modelle von entscheidender Bedeutung, die sich ohne radikale Änderungen kontinuierlich weiterentwickeln und so die Zufriedenheit der Kunden und die Wiedererkennung der Marke sicherstellen sollen.

Wir erforschen den Prozess von Core vom Konzept bis zur Marktreife. "Sobald ein neues Modell in Produktion geht, beginnt bei uns bereits der Entwicklungszyklus für den Nachfolger", erzählt Frank. Dieser Prozess beinhaltet viele Kompromisse. "Möchte man die Leistung eines Produktes an gewissen Stellen steigern, kann auch an anderen Stellen was liegen bleiben (zum Beispiel die Anfängertauglichkeit oder der Komfort)", erklärt er. Das "Lastenheft" von Core ist ein Leitfaden, der sicherstellt, dass jedes Produkt den beabsichtigten Zweck erfüllt.

Vor jeder Neuentwicklung holt Core nicht nur das Feedback von Teamfahrern, sondern auch von Kunden und Kundinnen ein. "Bei Core sind alle Mitarbeiter selbst Kiter und nutzen das Equipment, wodurch wir direktes Feedback erhalten", fügt Frank hinzu. Dieser umfassende Ansatz, einschließlich Marktumfragen und Tests, stellt sicher, dass die Produkte von Core die Erwartungen erfüllen und übertreffen.

In der sich ständig weiterentwickelnden Welt des Kitesurfens muss man anpassungsfähig sein, um die Nase vorn zu haben. Frank Ilfrich erläutert, wie Core in dieser dynamischen Landschaft navigiert. "Änderungen während des laufenden Produktzyklus sind sehr selten und untypisch", erklärt er. Dieser Ansatz unterstreicht die Effektivität ihres umfangreichen zweijährigen Entwicklungszyklus, der gründliche Tests ermöglicht und sicherstellt, dass neue Produkte echte Fortschritte darstellen. "Somit können wir sicher ausschließen, dass Änderungen in der laufenden Serie nötig sind", betont Frank und unterstreicht damit das Engagement von Core für spürbaren Fortschritt.

Lia mit Kern
Salty Rider Lia Geerke mit Core Kiteboarding

Wir haben Core's neueste Produkte genauer hinterfragt

Ein Interessantes Thema ist die Entscheidung von Core, Aluula-Material in ihrem XR-Pro-Kite zu verwenden, obwohl sie eine eigene Materialpalette haben. Franks Erklärung ist detailliert und faszinierend. "Wir waren zusammen mit Duotone eine der ersten Marken, die dieses Material testen durften", sagt er. Die dreijährige Reise zur Integration dieses einzigartigen Gewebes auf Dyneema-Basis in ihre Designs war voller Lehren und Herausforderungen. "Dadurch das Aluula einhergeht mit einem steiferen Air Frame, bei sogar möglicherweise geringerem Durchmesser, gibt es auch ein verändertes Flugverhalten. Der Kite steht viel weiter vorne am Windfensterrand, was man dann an anderer Stelle anpassen muss, um den Kite wieder in die richtige Position zu bekommen. Das ist relativ aufwendig, vor allem wenn man das über eine gesamte Kite Range machen muss“, sagt er. Dieses Material ist zwar kostspielig, bietet aber spezielle Optionen für Kunden und Kundinnen, die eine bessere Performance wünschen. Core's Engagement für ihre hauseigenen Materialien wie ExoTex bleibt weiterhin stark und schafft ein Gleichgewicht zwischen dem Bedarf an Innovation, Erschwinglichkeit und Qualität.

Das Gespräch verlagert sich auf die bahnbrechende Intelligent Arc-Technologie von Core, insbesondere bei ihrem XR8-Kite. Franks Begeisterung ist offensichtlich, als er erklärt: „Der XR ist ein Delta Bow Shape, der einen relativ offenen Bogen hat, was eine große projizierte Fläche bedeutet und damit einhergeht mehr Leistung, Kraft und Hangtime.“ Die Intelligent Arc Technologie ermöglicht es dem Kite, seinen Shape dynamisch anzupassen - offener mit mehr projizierter Fläche für höhere Sprünge und beim Depowern näher am C-Shape für mehr Agilität und leichtere Höhe laufen: "(…) was zu mehr Hangtime und butterweichen Landungen führt", fügt Frank hinzu.

Die Entwicklung des Kitedesigns: Erreichen wir ein Plateau?

Es stellt sich die kritische Frage nach dem Innovationstempo im Kitedesign. Frank kann verstehen, warum es den Eindruck erweckt, dass in der Kite Branche nicht mehr viel passiert. Dennoch sieht er die gegebene Situation etwas anders und nicht ganz so drastisch: "(…) da muss ich gestehen, dass das aus Entwicklersicht manchmal eine kleine Beleidigung ist, weil wir so viel Arbeit, Herzblut und Energie in unsere Produkte stecken“. Dabei weist er darauf hin, dass auch wenn große Entwicklungen weniger häufig vorkommen, es viele kleinere Innovationen gibt, die die Performance der Materialien weiterhin stark verbessern: „Der XR8 zum Beispiel ist mehr als 200 Gramm leichter als der XR7, und dass trotz Verstärkung und ohne, dass wir auf etwas verzichtet haben! Wir haben einfach optimiert und dabei Wege gefunden, den Kite (…) leichter zu machen, was man definitiv merkt, vor allem bei Leichtwind.“ Als weiteren Aspekt ergänzt er das Material Aluula, welches dem Designprozess neue Fortschritte ermöglicht. „Die Herausforderung liegt darin, Kites zu entwickeln, die sowohl leistungsstark als auch praktikabel sind. Es geht nicht nur darum, dass der Kite fliegen soll, sondern dass er vor allem ein Anforderungsprofil einhält, welches ihm erlaubt auch aus dem Wasser wieder herauszukommen. Dadurch sind eben auch Shapes, die man vielleicht designen könnte und die noch unfassbar viel mehr Leistung bringen würden, nicht praktikabel, weil sie dann den Anforderung nicht mehr gerecht werden.“ Auch fügt Frank hinzu: "(…) ich [finde] die Entwicklungen im Bereich Big Air sehr spannend, wo mittlerweile 3-Strut-Kites, auf das Leistungsniveau von 5-Struts hochschießen und Doppel- sowie Triple-Loops plötzlich neue Herausforderung darstellen.“

 

Somit gewährt Frank der anfänglichen Frage, ob wir ein ’Plateau‘ im Kite-Design erreicht haben tieferes Verständnis. Auch wenn man spekulieren kann, dass die Zeiten der großen offensichtlichen Veränderungen vorbei sind, gehen immer noch viele kleinere Innovationen vonstatten, die die Produkte von Jahr zu Jahr umgänglicher und besser machen.

Ausbalanciertes Feedback: Vom Profifahrer bis zum Otto Normalverbraucher

Die Rolle des Feedbacks im Entwicklungsprozess von Core ist entscheidend. "Wir arbeiten mit einer Projekt-Software in der wir Gruppen aufmachen können. Dort dürfen die Teamfahrer uns direkt und ungefiltert Feedback geben", erklärt Frank. Dieses Feedback muss jedoch sorgfältig gefiltert und sortiert werden, um die unterschiedlichen Bedürfnisse von professionellen Fahrern und normalen Verbrauchern auszugleichen. "Selbst für den Profi, der unter enormen Druck steht und in den härtesten Konditionen/Bedingungen kiten muss, ist es angenehmer, wenn der Kite einfacher zu fliegen/händeln ist", fügt er hinzu und unterstreicht die Bedeutung von Komfort und einfachem Handling.

Unser Gespräch mit Frank Ilfrich nimmt eine interessante Richtung an, als wir über die Rolle von Fehmarn, dem Heimatstandort von Core, im Entwicklungsprozess sprechen. „Unser Standort ist ein wesentlicher Faktor für unseren Erfolg", sagt Frank. Fehmarn ist mit seinen verschiedenen Spots und abwechslungsreichen Bedingungen das perfekte Testrevier für die Prototypen von Core. "Zudem haben wir eine super geringe Prototypen-Zeit und können innerhalb von 10-12 Tagen eine neue Generation bei uns haben. Das erlaubt uns, auf Fehmarn damit sofort aufs Wasser zu gehen", erklärt er. Dieser schnelle Testprozess in Kombination mit den anspruchsvollen, kalten Winden auf Fehmarn sorgt dafür, dass die Kites innovativ, aber auch belastbar und zuverlässig unter verschiedenen Bedingungen sind. „Trotzdem testen wir auch weltweit, um sicherzustellen, dass unsere Kites unter allen Bedingungen funktionieren. Fehmarn ist unsere Basis für den Grund- und Feinschliff, aber die Produkte müssen sich weltweit bewähren“, stellt Frank klar.

Die Zukunft des Kitesurfens mit Core

Am Ende unseres Gesprächs wird deutlich, dass die Reise von Core in der Kitesurfing-Branche ebenso viel mit Leidenschaft und Engagement wie mit Innovation und Technologie zu tun hat. Ihre Herangehensweise an die Produktentwicklung, die tief in realen Tests und Feedback verwurzelt ist, kombiniert mit einem ausgeprägten Sinn für Gemeinschaft und Kundenservice, hebt sie von der Konkurrenz auf dem Markt ab. Phil Janke schließt sich dem an und betont den menschlichen Aspekt des Erfolgs von Core: "(…) unsere Kunden und Teamfahrer (...) betonen [oft], wie zugänglich und familiär unser Unternehmen ist", sagt er. Diese Zugänglichkeit und die langfristigen Beziehungen zu den Teamfahrern, die nicht nur aufgrund ihrer Leistung, sondern auch aufgrund ihrer Übereinstimmung mit der Core-Kultur ausgewählt werden, schaffen eine robuste und loyale Gemeinschaft rund um die Marke.

 

Dieser tiefe Einblick in das Ethos und die Arbeitsweise von Core offenbart ein Unternehmen, das nicht nur hochwertiges Kitesurfing-Equipment herstellt, sondern auch tief in die Kultur des Sports und seine Gemeinschaft investiert. Die Mischung aus technischem Know-how, Innovationsgeist und echter Leidenschaft für das Kitesurfen macht Core zu einem einzigartigen und einflussreichen Akteur in der Branche.

Ihr Engagement für kontinuierliche Verbesserungen, ihre Aufmerksamkeit für Kundenbedürfnisse und ihre Fähigkeit, die Anforderungen von Profisportlern mit denen von Freizeitnutzern in Einklang zu bringen, zeugen von einem nuancierten Verständnis des Ökosystems des Sports. Der Ansatz von Core bei Design und Entwicklung, der sich auf Praktikabilität, Leistung und Benutzerfreundlichkeit konzentriert, spiegelt ein tiefes Verständnis der sich entwickelnden Bedürfnisse von Kitesurfern wider.

 

Da der Kitesurfing-Sport weiter wächst und sich entwickelt, werden Unternehmen wie Core mit ihrem vorausschauenden Ansatz und ihrem Engagement für die Gemeinschaft zweifellos eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung seiner Zukunft spielen. Ihr Weg ist ein Zeugnis für die Kraft der Kombination von Leidenschaft und Innovation, und ihre Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie eine tiefe Verbundenheit mit einem Sport und seiner Gemeinschaft zu bemerkenswerten Leistungen und dauerhaftem Erfolg führen kann.

Kerndrachen Nexus 2

Lesen Sie das vollständige Interview

Phil Janke: Mein Name ist Phil Janke und ich bin seit 2015 bei CORE und verantworte das Marketing. Mir ist es wichtig zu betonen, dass das Marketing bei uns jedoch keine One-Man-Show ist. Viele Personen sind daran beteiligt, sowohl feste Mitarbeiter als auch externe Kräfte. Seit Beginn meiner Tätigkeit arbeite ich eng mit Frank zusammen, insbesondere bei der Entwicklung unserer Produktkampagnen. Unsere Philosophie ist es, Hand in Hand zu arbeiten. Wir möchten keine unrealistischen Erwartungen wecken, die wir mit unseren Produkten nicht erfüllen können. Stattdessen identifizieren wir uns stark mit unseren Produkten und versuchen, diese Identität nach außen zu tragen. Das ist, was mir auch so viel Spaß an meinem Job macht. Diese Ehrlichkeit im Marketing, verbunden mit Leidenschaft und Freude am Produkt, macht meine Arbeit besonders erfüllend.

 

Frank Ilfrich: Ich bin Frank Ilfrich und seit 2005 im Unternehmen. Seit 2007 bin ich hauptverantwortlich für das Kite-Design und neuerdings auch für das Wing-Design.

Ich selbst Kite seit 1999, bin also seit den Anfängen dabei! 

 

Salty Lemon: Könntest du uns mehr über die aktuellen Entwicklungen bei Core erzählen? Woran wird heute, für morgen gearbeitet?

 

Frank Ilfrich: Ja also, der Standard Marketing Spruch ist hier wohl: In Bezug auf zukünftige Produkte können wir natürlich keine genauen Informationen preisgeben.

Allerdings kann ich berichten, dass wir den Markt sehr genau beobachten. Jetzt war auch gerade wieder „King of the Air“ war, wo es viel Spannendes zu sehen gab. 

 

Wir sind eng mit den Athleten verbunden, die uns ihre Anforderungen mitteilen, und behalten gleichzeitig die Bedürfnisse der Konsumenten im Auge. Die Kunst dabei ist es, die Schnittmenge möglichst hochzuhalten, ein Produkt auf den Markt zu bringen, welches den Profi ebenso zufriedenstellt wie den Einsteiger. Unsere etablierten Modelle haben klare Anforderungen, die sie erfüllen müssen. Wir streben eine kontinuierliche Weiterentwicklung an, ohne die Produkte radikal zu verändern, um Wiedererkennung und Kundenzufriedenheit zu gewährleisten. Unser zweijähriger Produktzyklus ermöglicht es uns, gründlich zu testen und sicherzustellen, dass die neuen Produkte echte Verbesserungen darstellen. Sprich, wenn der Konsument das neue Produkt in die Hand nimmt, soll er die Verbesserungen deutlich spüren können. Zudem können unsere Entwicklung somit ein wenig entzerren und sind reaktionsfähig innerhalb des Entwicklungszeitraums.

Und ich glaube die Tatsache, dass wir relativ flexibel bleiben, ist auch eines unserer Geheimnisse. Wir haben zwar eine Marschrichtung, können aber eben auch ganz einfach zwischendrin reagieren.

 

Salty Lemon: Welche Schritte nehmt ihr von der Idee bis zur Markteinführung vor?

 

Frank Ilfrich: Im Prinzip kann man sich das wie folgt vorstellen: Sobald ein neues Modell in Produktion geht, beginnt bei uns bereits der Entwicklungszyklus für den Nachfolger.

Wir starten dann mit einem Kick-Off Meeting, bei dem wir gemeinsam überlegen, welche Optionen wir für die nächsten Modelle haben. In welche Richtung, wird sich der Sport entwickeln und/oder soll sich das Modell in eine neue Richtung bewegen? In der Entwicklung selbst muss man dann häufig Kompromisse eingehen. Möchte man die Leistung eines Produktes an gewissen Stellen steigern, kann auch an anderen Stellen was liegen bleiben (zum Beispiel die Anfängertauglichkeit oder der Komfort). Genau aus diesem Grund haben wir ein ‚Lastenheft‘, dass als Richtlinie für das jeweilige Produkt gilt.

 

Bevor wir anfangen, an dem neuen Produkt zu arbeiten, sammeln wir immer erst Feedback ein. Und das tun wir nicht nur von Teamfahrern und Teamfahrerinnen, sondern auch von Kunden und Kundinnen. Bei Core sind alle Mitarbeiter selbst Kiter und nutzen das Equipment, wodurch wir direktes Feedback erhalten. Zusätzlich führen wir Marktumfragen durch und nutzen viele Testivals, um Kundenfeedback zu sammeln. Dieses Feedback wird dann gefiltert und so bekommen wir schnell einen guten Überblick, was von uns erwartet wird.

 

Salty Lemon: Kommt es bei euch zwischenzeitlich auch mal vor, dass ihr in einem laufenden Produktzyklus (also innerhalb der zwei Jahre) noch mal das Produkt anpasst oder ändert? Oder wird das nach der Marktreife nicht mehr angefasst und genauso für zwei Jahre produziert?

 

Frank Ilfrich: Änderungen während des laufenden Produktzyklus sind sehr selten und untypisch. Natürlich können kleinere Anpassungen mal vorkommen, wie ein Verstärkungspatch oder ähnliches mal vorkommen, aber gerade deswegen ist unser langer Entwicklungszyklus so optimal. Wir können umfangreiche Tests durchführen und für jedes Produkt im Projektplan lange Wasserzeiten einplanen. Somit können wir sicher ausschließen, dass zukünftige Änderungen notwendig sind.

 

Salty Lemon: Beim Pro Kite habt ihr euch für das Aluula Material entschieden, obwohl Core eigene Materialien entwickelt. Könntest du uns die Gründe dafür erläutern?

 

Frank Ilfrich: Wir waren zusammen mit Duotone eine der ersten Marken, die dieses Material testen durften und wir haben uns dabei relativ viel Zeit gelassen. Es hat drei Jahre gedauert, bis wir das erste Produkt mit Aluula auf den Markt gebracht haben. Es ist ein einzigartiges Material! 

 

Aluula ist ein Gewebe aus Dyneema, das von beiden Seiten mit einer Folie laminiert oder auch versiegelt wird. Dadurch entstehen besondere Materialeigenschaften, welche ganz neue Möglichkeiten für Kite- und Wing-Design bieten, aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Wir mussten unsere Designs anpassen, um die Vorteile von Aluula voll auszuschöpfen. Zum Beispiel haben wir direkt am Anfang unseren Kite einmal komplett aus dem Material gebaut und dabei schnell festgestellt, dass es so nicht funktionieren wird. Im Laufe der Entwicklung haben wir aber auch gemerkt, wo genau die Stellschrauben sind und konnten an diesen direkt arbeiten. Dadurch das Aluula einhergeht mit einem steiferen Air Frame, bei sogar möglicherweise geringerem Durchmesser, gibt es auch ein verändertes Flugverhalten. Der Kite steht viel weiter vorne am Windfensterrand, was man dann an anderer Stelle anpassen muss, um den Kite wieder in die richtige Position zu bekommen. Das ist relativ aufwendig, vor allem wenn man das über eine gesamte Kite Range machen muss.

 

Nichtsdestotrotz halten wir an unseren herkömmlichen Materialien fest, und werden weiterhin unsere eigenen Materialien in enger Zusammenarbeit mit Tuchherstellern und Lieferanten herstellen. Aluula ist unglaublich kostspielig, weswegen wir auch andere qualitativ hochwertige Materialien anbieten wollen, die den Sport bezahlbarer machen. Darüber hinaus wollen wir an Dacron und ExoTex festhalten, weil es unglaublich viele Vorteile mit sich bringt.

 

Abschließend kann man wohl sagen, dass wir mit Aluula mehr an Leistung an unsere Kunden/ein Kundensegment weitergeben können, die für diese Vorteile auch bezahlen wollen. Es ist ein Material, das wirklich ganz neue Möglichkeiten bietet und nach drei Jahren herantasten und testen, haben wir uns dazu entschieden, dass Aluula auf jeden Fall ein Material ist, welches wir mit ins Portfolio aufnehmen wollen.

 

Salty Lemon: Der XR8 Kite passt seine Form mit der Intelligent Arc Technologie an. Kannst du uns erklären, wie das genau funktioniert und welche Vorteile es bringt? Ist das eine Entwicklung, die wir von hier an ab bei den meisten Core Kites sehen werden?

 

Frank Ilfrich: Der XR ist ein Delta Bow Shape, der einen relativ offenen Bogen hat, was eine große projizierte Fläche bedeutet und damit verbunden mehr Leistung, Kraft und Hangtime. Allerdings ist eine große projizierte Fläche beim Depowern nicht ideal. Daher kam die Idee, dass der Kite seinen Bogen verändern soll – den sogenannten Intelligent Arc. Beim Anpowern öffnet sich der Bogen für mehr Fläche und Leistung, während er beim Depowern mehr in eine C-Form übergeht und so kontrollierbarer wird, auch im oberen Windbereich.

Beim Springen spürt man, dass der Kite die Flügel ausbreitet, was zu mehr Hangtime und butterweichen Landungen führt.

 

Salty Lemon: Wir haben in den letzten 20 Jahren enorme Weiterentwicklungen bei Kite-Equipment gesehen. Viele in der Branche erhalten langsam den Eindruck, dass nicht mehr so signifikante Entwicklungen und Verbesserungen auftreten in den neuesten Produkten. Stimmt das?

 

Frank Ilfrich: Ja, da muss ich gestehen, dass das aus Entwicklersicht manchmal eine kleine Beleidigung ist, weil wir so viel Arbeit, Herzblut und Energie in unsere Produkte stecken. Allerdings muss man beim Kiten auch ehrlich sein und da ist es nun mal so, dass die Fortschritte im Kite-Design in den letzten Jahren nicht mehr so riesig waren. Allerdings muss man hier anmerken, dass durch die neuen Materialien trotzdem frischer Wind hereingekommen ist. 

Der XR8 zum Beispiel ist mehr als 200 Gramm leichter als der XR7, und dass trotz Verstärkung und ohne, dass wir auf etwas verzichtet haben! Wir haben einfach optimiert und dabei Wege gefunden, den Kite ganze 200 Gramm leichter zu machen, was man definitiv merkt, vor allem bei Leichtwind. Im Wing Sport sind größere Schritte möglich, aber auch hier haben sich die Shapes eigentlich so weit gefunden.

 

Die Herausforderung liegt darin, Kites zu entwickeln, die sowohl leistungsstark als auch praktikabel sind. Es geht nicht nur darum, dass der Kite fliegen soll, sondern dass er vor allem ein Anforderungsprofil einhält, welches ihm erlaubt auch aus dem Wasser wieder herauszukommen. Dadurch sind eben auch Shapes, die man vielleicht designen könnte und die noch unfassbar viel mehr Leistung bringen würden, nicht praktikabel, weil sie dann den Anforderung nicht mehr gerecht werden.

 

Trotzdem finde ich die Entwicklungen im Bereich Big Air sehr spannend, wo mittlerweile 3-Strut-Kites, auf das Leistungsniveau von 5-Struts hochschießen und Doppel- sowie Triple-Loops plötzlich eine neue Herausforderung darstellen. Dabei muss man natürlich aufpassen, ob der normale Konsument die gleichen Anforderungen hat, wie Pros im Big Air. Insofern finde ich, ist immer noch viel Spannendes da! Aber klar, ein XR, der mittlerweile in der achten Generation ist…da sind die Schritte natürlich kleiner geworden.

 

Salty Lemon: In einem Podcast hat ein Pro Rider erwähnt, dass enge Zusammenarbeit mit Herstellern für das Produktfeedback wichtig ist. Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit bei Core? Und inwiefern managed ihr die unterschiedlichen Anforderungen vom Konsumenten zum Pro-Rider?

 

Frank Ilfrich: Wir arbeiten mit einer Projekt-Software in der wir Gruppen aufmachen können. Dort dürfen die Teamfahrer uns direkt und ungefiltert Feedback geben und uns mitteilen, was sie gerne anders hätten oder was ihnen allgemein wichtig ist. Unsere Aufgabe als Entwickler ist es dann, dieses Feedback zu filtern und zu sortieren.

Das ist in jedem Fall eine Gratwanderung, wie zum Beispiel mit den Doubleloops. Als die damals losgingen, haben die ein zwei Rider hinbekommen. Inzwischen ist es so, dass bei uns im Team intern zig Leute Doubleloops machen, ohne mit der Wimper zu zucken und das ging schneller als ich vermutet hatte. Am Anfang hat man noch gedacht – Oh Gott – was für ein Trick…das wird nie was werden, alleine schon wegen dem Verletzungsrisiko…aber inzwischen ist es im normalen Kiten angekommen. Was uns zeigt, dass die Produkte es auch einfach können müssen. Wichtig ist dabei eben, dass es einfach und sicher ist und das ist wiederum auch eine Herausforderung. 

 

Salty Lemon: Sind in der Datenbank, die du gerade angesprochen hast, allgemein Teamfahrer drin oder nur Pro-Rider? Dort kann das Level an Skill dann ja doch nochmal stark variieren.  

 

Frank Ilfrich: An dieser Stelle muss man anmerken, dass wir nicht zwischen Pro Rider und Teamrider unterscheiden. Jeder gehört zum Team und jeder ist wichtig. Trotzdem wird auf unterschiedlichem Level gekitet und unter Umständen wollen trotzdem alle den gleichen Kite haben. Die Herausforderung besteht dann darin, unterschiedliche Anforderungen und Feedbacks von Konsumenten und Profis unter einen Hut zu bringen. Insofern geht es darum, dieses Feedback zu sammeln. Wir haben ein konzentriertes, festes Test-Team, bestehend aus unserem Chef-Tester, mir und 2-3 anderen Leuten. Wir bringen die Prototypen auf einen gewissen Stand und sobald wir glauben, dass es soweit ist, holen wir uns externe Meinungen dazu. Das kann sogar bedeuten, dass ich einem ganz normalen Kiter, der kein Teamfahrer ist, den Kite am Spot in die Hand drücke und mir so seine Meinung einhole. Je mehr Meinungen man hat, desto sicherer können wir sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wichtig ist es, dass der Kiter dabei immer Spaß hat und sich sicher fühlen kann. Selbst für den Profi, der unter enormen Druck steht und in den härtesten Konditionen/Bedingungen kiten muss, ist es angenehmer, wenn der Kite einfacher zu fliegen/handeln ist.

 

Salty Lemon: Core ist fest in Deutschland und speziell in Fehmarn verwurzelt. Welche einzigartigen Herausforderungen stellt die Insel Fehmarn beim Testen dar, und wie prägt diese Umgebung die Entwicklung eurer Materialien?

 

Frank Ilfrich: Unser Standort ist ein wesentlicher Faktor für unseren Erfolg. Wir haben hier Zugang zu verschiedenen Spots mit unterschiedlichen Bedingungen, was schnelles Testen von Prototypen ermöglicht. Trotzdem testen wir auch weltweit, um sicherzustellen, dass unsere Kites unter allen Bedingungen funktionieren. Fehmarn ist unsere Basis für den Grund- und Feinschliff, aber die Produkte müssen sich weltweit bewähren. Zudem haben wir eine super geringe Prototypen-Zeit und können innerhalb von 10-12 Tagen eine neue Generation bei uns haben. Das erlaubt uns, auf Fehmarn damit sofort aufs Wasser zu gehen. Diesen Vorteil haben andere Firmen natürlich nicht. Dadurch sind wir in der Lage neue Prototypen direkt am Nachmittag nach Erhalt zu testen und direkt wieder den nächsten Änderungen anzufordern. Somit können wir, stationiert direkt auf Fehmarn, sofort aufs Wasser gehen und das haben andere Firmen natürlich nicht. Bei uns kommt der Prototyp an und wir können ihn am Nachmittag durchtesten und ich bin in der Lage den nächsten Prototypen direkt wieder abzugeben. 

Das ist ein immenser Vorteil. Zusätzlich ist der kalte, harte Wind hier ein Prüfstein für die Kites. Beweist er sich unter dieser Kondition, kann er wohl weltweit standhalten.

 

Salty Lemon: Wir haben schon viele Kite Marken kommen und wieder gehen sehen. Dennoch hat sich Core konsequent als einer der (vor allem in Deutschland) Marktführer beweisen können und ist bis dato noch immer einer der absoluten Favoriten. Wie schafft ihr das?

 

Frank Ilfrich: Ich glaube, das sind vier ganz entscheidende Faktoren.

Erst einmal sind wir alle Kiter. Wir wissen, worum es geht, wir benutzen unsere Produkte selbst und haben wirklich Spaß an ihnen.

Dann achten wir auf hohe Qualität. Das beinhaltet die Verarbeitung von Produkten und die Langlebigkeit der Produkte. Durch die zwei Jahreszyklen haben wir den Hintergrund, dass die Produkte wertstabil bleiben und lange genutzt werden können. Qualität steht für uns einfach ganz oben.

Außerdem haben wir einen richtig guten Service. In dem Punkt sind wir sehr einzigartig, glaube ich. Sollte es mal irgendwelche Probleme geben oder Fragen bestehen, sind wir immer ansprechbar und finden immer eine Lösung. Somit ist die Serviceleistung, die wir für unsere Kunden und Kundinnen anbieten, wirklich ausgeprägt.

Und abschließend haben wir eine Preisstabilität, gerade weil wir nicht auf jeden Trend mit aufspringen. Stattdessen nehmen wir uns Zeit, die Situation genau anzuschauen und zu analysieren und die Produkte erst herauszubringen, wenn sie auch wirklich Marktreife haben.

 

 

Phil Janke: Ich stimme Frank vollkommen zu und möchte hinzufügen, dass unsere Kunden und Teamfahrer oft betonen, wie zugänglich und familiär unser Unternehmen ist. Gerade von Kunden und Kundinnen, die uns persönlich kennenlernen oder auch von Teamridern, die ihren Weg zu uns finden, bekommen wir gespiegelt, dass der persönliche Kontakt ihr Bild von Core nochmal wieder neu aufgeladen hat. Ich denke, das liegt daran, dass wir ein nahbarer Schlag von Menschen bei Core sind. Wir kennen uns teilweise schon sehr lange und wählen die Teamrider auch nicht ausschließlich nach ihrer Performance aus, sondern danach, ob sie menschlich gut zu uns passen. Wir legen Wert darauf, uns auch über die 24 Monate Vertragslaufzeit mit Ihnen gut zu verstehen. Ob Mitarbeiter, Teamrider oder auch Kunde oder Kundin, sie alle sollen sich beraten, aber auch begleitet fühlen. Ich glaube, das ist so ein Faktor, der nicht gemessen wird. Dieser familiäre Aspekt ist ein wichtiger, wenn auch nicht messbarer Wert unserer Marke.

Haftungsausschluss: Dieses Interview wurde zur besseren Verständlichkeit bearbeitet und geglättet.

Über den Autor

Huhu, ich bin Emilia, eine 24-jährige Kitesurferin, die für den Sport wie auch die Philosophie von Salty Lemon brennt.
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Emilia Fiedler

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